Frodo
19.08.2017
La vie en France!
Bonjour, meine lieben Tierheim-Mitarbeiter!
Ich bin es, der Herr - oder besser gesagt Monsieur – Frodo. Wisst ihr noch, wer ich bin?....Jaaaa, genau: Der in Wasser vernarrte „Hans-Dampf-in-allen-Gassen“ aus Spanien :-) Seit knapp einem Jahr sause ich nun durch die Oerlinghauser Berge, genieße das Leben und halte mein Herrchen und Frauchen auf Trab.
In den vergangenen Wochen habe ich allerdings meinen kulturellen Horizont erweitert und bin als gebürtiger Spanier nun mit Hauptwohnsitz in Deutschland nach Frankreich gereist. Sprachlich sind die Franzosen wirklich eine Herausforderung. Ich bin ja schon froh, dass ich mittlerweile das Deut-sche besser verstehe, aber selbst da gebe es noch mitunter Optimierungsbedarf, wenn man den Aussagen meiner Erziehungsberechtigten Glauben schenkt. (Wenn ich ehrlich sein soll, verstehe ich mittlerweile fast alles in der deutschen Sprache, nur manchmal sitzt mir halt der Schalk im Nacken und flüstert so laut seine Anleitungen zum Schabernack in meine kleinen Klappöhrchen, dass ich die Kommandos von Herrchen oder Frauchen schon einmal „überhöre“....aber das müs-sen die beiden ja nicht unbedingt wissen. Hundegeheimnis!) Aber zurück zur sprachlichen Hürde in la France. Um nicht gleich negativ bei den ersten Bekanntschaften mit französischen Vierbeinern aufzufallen, hat mein Herrchen mir erst einmal die wichtigsten Vokabeln beigebracht: Zur Hunde-dame hechle man Bonjour, l'amour, zum Hundeherrn doch eher Bonjour, monsieur. Das hat ohne Probleme stets geklappt. Eine kurze Vorstellung der Art reicht mir zumeist aus, an tiefer gehenden Hunde-Beziehungen bin ich nicht wirklich interessiert. Und wichtig war natürlich die eigene Vorstellung mit Namen: Je suis Frodo. Obwohl ich diesen Satz ganz ehrlich immer wieder sehr deutlich im schönsten französischen Singsang gebellt habe, wurde ich von unserer Vermieterin dennoch fast über eine Woche „Rolo“ genannt. Mein Frauchen hat es dann schließlich klargestellt, wie ich wirklich heiße, und mich von dem bitteren Ohrenschmerz, der mich stets plagte, wenn mein Name so aufs Äußerste verunglimpft wurde, befreit.
Abgesehen von den sprachlichen Klippen finde ich das Land der Franzosen allerdings wunderbar! Vor allem natürlich das Meer mit seinen wilden Wellen, in die ich mit täglich todesmutig gestürzt habe. Meinem Herrchen und Frauchen war das Wasser ja meistens zu kalt, aber eine echte Wasserratte wie mich kann natürlich nichts schocken. Schließlich gab es Wellen zu zähmen und und alles, was schwimmt, aus dem Wasser zu holen. Bei Stöcken, Bällen und Algen haben mich Herrchen und Frauchen gewähren lassen, aber ich hätte auch die im Wasser treibenden Men¬schen herausgefischt - durfte ich jedoch nicht. War mir aber egal, da es sich am Strand zum Beispiel ganz prima buddeln ließ, immer tiefer und tiefer...und noch tiefer und tiefer, bis es so ganz wunderbar modrig roch – einfach klasse!
Und da ich nach dem Buddeln immer wie ein paniertes Fellknäuel aussah, war mir ein abschließendes ausgiebiges Bad in den Wellen immer sicher. Manchmal habe ich aber auch einfach mal relaxt – das beherrsche ich mittlerweile nämlich schon recht gut – , indem ich mit meinen beiden Zweibeinern aufs Wasser hinausgeschaut und meine Gedanken schweifen lassen habe.
Und was man in Frankreich darüber hinaus machen kann? Wandern und schlemmen! Wieselflink bin ich über Stock und Stein und manchmal ist besonders meinem Frauchen das Herz stehen ge-blieben, wenn ich erst im letzten Moment vor der Steilküste abgebremst habe. Aber hey, natürlich hatte ich alles unter Kontrolle und eine gewisse Portion Nervenkitzel gehört bei so einem Rabau¬ken wie mir einfach dazu. Pas de probleme! Und wenn es etwas zwischen die Kiemen gibt, bin ich sowieso immer Erster an der Front. Baguette, Croissant, Crêpes & Co. standen bei mir zwar nicht auf dem Speiseplan, aber bei Pansenbrot als Mittags-Snack am Strand, getrockneter Rinderkopfhaut als Zwischendurch-Kauspaß und dem ein oder anderen Käse- und Fleischhäppchen will sich mein Genießer-Mäulchen nicht beschweren. Wobei das mit dem Genießen so eine Sache ist. Mein Frauchen ist der Meinung, dass bei meinem Lichtgeschwindigkeits-Fressvorgang meine Geschmacksnerven schier gar keine Chance hätten, überhaupt eine Spur von Geschmack zu ergattern...ich jedoch denke da viel pragmatischer: Je schneller die mir zugedachte Leckerei in meinem Magen angekommen ist, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass mir jemand anderes auch nur den kleinsten Bruchteil davon stibitzen kann. Was das Teilen angeht, nun da sei meine soziale Kompetenz ein wenig verkümmert, munkelt man.
Wie dem auch sei, nun bin ich zurück in meiner Heimat und habe meinen Hundekumpels Gordon und Emil erst einmal eine Menge zu berichten. Meine Erlebnisse teile ich gern...! Gordon habe ich schon mit einigen Urlaubs-Anekdoten neidisch gemacht, Emil beglücke ich in den nächsten Tagen. Und natürlich hoffe ich, dass ich auch euch mit meiner Nachricht unterhalten konnte. Vergessen habe ich euch und eure Fürsorge nicht, zu euch zurückziehen: No, merci!!!
Euch allen wünsche ich eine schöne Sommerzeit und sende ganz herzliche Grüße nach Pader¬born!
Euer ehemaliger Schützling
Frodo...aus dem Oerlinghauserland :-)