Igeln helfen, aber richtig
Generell ist es laut Naturschutzgesetz verboten Wildtiere wie den Igel einzufangen und somit natürlich auch strafbar. Es gibt jedoch Ausnahmen. Welche dies sind und wie Sie den Tieren richtig helfen, erfahren Sie hier. |
Ausnahmebestimmungen
Ausnahmebestimmungen erlauben folgende Igel aufzunehmen:
- Igelsäuglinge - die keine Mutter mehr haben
- verletzte oder kranke Igel
- Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Dauerfrost und/oder Schnee herumlaufen
Meist sind es Jungtiere die spät geboren, evtl. auch krank sind und sich für den Winterschlaf kein ausreichendes Fettpolster anfressen konnten. Es kann sich aber auch um kranke oder verletzte Alttiere handeln.
Erster Schritt: Zum Tierarzt
Um solchen Tieren sachgerecht zu helfen, genügt Tierliebe allein nicht! Daher in jedem Fall und so bald wie möglich den Igel vom Tierarzt untersuchen und entwurmen lassen. Wichtig ist auch vor allem zu notieren wann und vor allem wo der Igel gefunden worden ist, um ihn nachher an der ihm bekannten Stelle wieder auszuwildern.
Fauchen ist seine Lebensversicherung
Am wichtigsten ist es zu berücksichtigen, dass ein Igel kein Haustier und kein Kinderspielzeug ist. Seine Angst vor allem Fremden ist in der Freiheit seine Lebensversicherung, ein Igel der sich z.B. nicht zusammenrollt und faucht wenn sich ihm etwas nähert, ist später eine leichte Beute für andere Wildtiere oder aber auch für manche Hunde.
Jeder Igel braucht ein eigenes Gehege
Igel sind Einzelgänger. Jeder Igel braucht also ein eigenes Gehege. Ein Igelgehege sollte ungefähr 1-2qm groß und absolut ausbruchsicher sein. Die Höhe der Seitenwände muss 45 bis 50 cm betragen. Am besten fertigt man das Gehege aus Holz-, Span- oder Hartfaserplatten (z.B. alte Schranktüren) an, es kann aber auch aus mehreren großen, fest miteinander verbundenen Fernsehkartons bestehen, in deren aneinanderstoßende Seitenwände man kleine Durchgänge schneidet. Igel klettern überraschend gut, und manche nagen sich auch durch zu dünne Kartonwände. Den Boden des Geheges legt man mit mehreren Lagen Zeitungspapier aus, was man täglich, am besten morgens, wechselt.
Als Schlafhäuschen wählt man einen oben zuklappbaren Karton von ca. 30 cm Kantenlänge, den man mit einem seitlichen Schlupfloch von 12 x 12 cm versieht. Das Schlafhaus wird mit reichlich zerrissenen und zerknülltem Zeitungspapier gefüllt. Das Papier tauscht man mindestens wöchentlich aus, immer aber dann, wenn es feucht und verschmutzt ist.
Das Igelgehege sollte in einem gut belüfteten Raum mit Lichteinfall gestellt werden. Igel sind Nachttiere und sollten somit nicht in einem Raum gestellt werden wo tagsüber viel Krach ist, wie z.B. Küche, Kinderzimmer usw.. Die Zimmertemperatur sollte bei unterkühlten, kranken und untergewichtigen Igeln 18- 20 °C betragen, ansonsten reichen 10-12 °C.
Ernährung - Igel sind Fleischfresser
Igel sind keine Vegetarier, sie fressen weder Obst noch Gemüse, am besten ist ein abwechslungsreiches Essen von Katzen- oder Hundedosenfutter (am besten abwechselnd verschiedene Sorten) gemischt mit Igeltrockenfutter oder Weizenkleie oder Futterhaferflocken, oder auch Geflügelfleisch (gekocht), Rinderhackfleisch (besser kurz anbraten), hartgekochte Eier oder als Rührei (natürlich ohne Gewürze).
Zum "Zähneputzen" (Igelzähne neigen zu Zahnsteinansatz) gibt man etwas gekochtes Hühnerklein (Flügel, Hälse, Rücken) mit den Knochen, jedoch enthäutet.
Nichts herdwarm oder kühlschrankkalt hinstellen! Füttern sie keine Speisereste nicht Süßes, nichts Gewürztes! Obst und Gemüse gehören ebenfalls nicht auf den Speisezettel des Igels.
Igel dürfen niemals einseitig ernährt werden! Deshalb ist eine ausschließliche Fütterung z.B. mit Katzendosenfutter abzulehnen, auch das Igeltrockenfutter ist nur als Beimischung brauchbar, keineswegs Alleinfutter!
Igel sind zwar Insektenfresser und deshalb als Schädlingsvertilger im Garten gern gesehen, doch in der Gefangenschaft sollte man sie nicht mit Schnecken, Regenwürmern ect. ernähren, weil dies Überträger von Innenparasiten sind.
Wichtig: Zu trinken bekommen Igel nur Wasser! (Milch verursacht schwere Durchfälle, die zum Tode führen können!)
Pflegebericht ist Pflicht
Um zu kontrollieren ob der Igel nicht krank ist und zunimmt, ist es wichtig ihn regelmäßig zu wiegen und die Daten zu notieren. Um einen genauen Vergleich der Gewichtszunahme zu haben ist es wichtig ihn ungefähr immer zur selben Zeit zu wiegen.
Beispielhafte Erfassung in einem Pflegebericht:
Datum; Uhrzeit; Gewicht; evtl. Medikamente; Bemerkung.
Unter Bemerkung sollte man immer Auffälligkeiten eintragen wie z.B. beim Kot, oder leichtes röcheln. Zögern sie den Gang zum Tierarzt bei Auffälligkeiten nicht hinaus und nehmen sie am besten gleich eine Kotprobe mit.
Winterschlaf
Einem gesunden Igel mit einem Gewicht von 600 bis 700g sollte man auch bei häuslicher Überwinterung Gelegenheit zum Winterschlaf geben. Zu diesem Zweck sollte die Raumtemperatur in der das Gehege steht nicht wärmer sein wie die Außentemperatur, besonders eignet sich hierfür z.Bsp. ein Gartenhäuschen oder aber auch auf dem Balkon oder auf der Terrasse. Das bisher benützte Schlafhäuschen muss jetzt nur etwas mehr gedämmt werden. Wenn sie bis jetzt z.Bsp. als Schlafhäuschen einen Karton mit einer Kantenlänge von ca. 30 cm hatten, nehmen sie einfach einen etwas größeren Karton von ca. 40 cm, stellen den kleinen Karton hinein und polstern den Hohlraum zwischen den Kartons mit geknülltem Zeitungspapier aus. Achten sie darauf, daß auch von unten eine kleine Polsterung entsteht. Selbstverständlich schneidet oder sägt man auch in den größeren Karton ein mit dem kleinen Karton deckungsgleiches Schlupfloch.
Nachdem man den Igel in sein Winterquartier gebracht hat, füttert man ihn solange normal weiter, bis er das Futter nicht mehr anrührt. Bis dahin können einige Tage, aber auch Wochen vergehen. Auslauf und Häuschen reinigt man nach wie vor, bis er eingeschlafen ist. Hat sich der Igel offensichtlich zum Winterschlaf zurückgezogen, klebt man mit zwei Stückchen Klebeband ein Blatt Toilettenpapier vor das Schlupfloch. So kann man - ohne ins Schlafhaus zu fassen - auf einen Blick erkennen, ob das Tier wieder aufgewacht ist und nacht sein Häuschen verlassen hat oder ob es weiter schläft.
Auch schlafende Igel muss man täglich kontrollieren! Eine Unterbrechung des Winterschlafes bei steigenden Temperaturen kommt hin und wieder vor. Dann füttert man die normale, eiweißreiche Nahrung bis er wieder eingeschlafen ist.
Auswilderung
Aufwachen und Vorbereitung zum Aussetzen:
Wenn der Igel aus dem Winterschlaf aufwacht (meist Ende März bis Mitte April) hat er stark an Gewicht verloren. Er muss daher aufgefüttert werden, bis er soviel wiegt wie vor dem Winterschlaf. Das dauert etwa zwei bis drei Wochen.
Aussetzen eines Igels:
Im allgemeinen ist der beste Auswilderungsplatz der Fundort des Igels. Man kann - von Ausnahmen abgesehen - davon ausgehen, dass das Gebiet, in dem der Igel aufgegriffen wurde, ein igeltauglicher Lebensraum ist. Zudem haben Igel ein ausgezeichnetes Ortsgedächnis. Zeitpunkt der Auswilderung ist der Frühling, wenn es tagsüber anhaltend über 14 Grad und nachts nicht unter 8 Grad sind (etwa Anfang bis Mitte Mai) allerspätestens aber nach den "Eisheiligen".
Igel Hotline
Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Igel-Hotline vom Verein „Pro Igel e.V.“ unter Tel.: 0180-5555-9551 oder Faxabruf: 0180-5555-9554
Igel-Pflegestellen gesucht!
Im Tierheim werden jedes Jahr viele hilfsbedürftige Igel abgegeben. Leider reicht der Platz im Tierheim aber nicht aus. Aus diesem Grund suchen wir dringend Pflegestellen für Igel, denen wir natürlich gern mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sollte Interesse bestehen, schreiben Sie uns eine E-Mail oder rufen Sie uns an: Tel.: 05254/12355